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Verschollene Prunkgeschirre


Die Angaben über den Silber-Besitz der Ehrengesellschaft zum Rebhaus konnten aus den Rechnungsbüchern von 1650 und aus den Protokollen die 1728 beginnen, geschöpft werden. Es fehlen aber mit wenigen Ausnahmen, die näheren Details um einen geschichtlichen Moment zur Zeit der Entstehung und Übergabe festzustellen.

Die damaligen Säckelmeister notierten manchmal mit einigen Worten, wenn zur Anfertigung neuer Stücke sogenannte „altmodische“ Gegenstände an Zahlung gegeben wurden. Somit übernahm die Gesellschaft einen nicht unwesentlichen Anteil der Gesamtkosten. Restkosten, welche dann noch übrig blieben, bezahlten die Donatoren aus ihrer eigenen Tasche.

Man muss sich dabei in die damalige Zeit versetzen, in der die Vorgesetzten viel mehr Gelegenheit hatten, bei den anderen Zünften zu den Spezialmähli eingeladen zu werden und dort neue Prunkgeschirre bewundern durften, welche ihnen Anregungen gaben, auch in ihrem Kreise neue Prunkgeschirre der Zeit entsprechend zeigen zu können. Dabei wurde dem historischen Wert der Gegenstände keine grosse Beachtung geschenkt, sondern die neuen Stilformen der Prunkgegenstände waren ausschlaggebend. Das aus der vergangenen Zeit stammende Gut wurde als altmodisch und nicht mehr zeitgerecht angeschaut und dem neuen Trend geopfert. Diese Ansichten wurden bis in das 20. Jahrhundert leider beibehalten.

Erklärung  zur Gewichtseinheit Lot(h

Ein Lot(h) bezeichnete in der Metallurgie - und da besonders in der Münztechnik - bis ins 19. Jahrhundert eine alte Masseinheit für den relativen Feingehalt (Korn) zum Gesamtgewicht (Schrot). Ein  Lot(h) war damit ein Verhältnismass eines Edelmetallanteils in einer Metallware.
Zum Beispiel wurde beim Silber das beliebige Gesamtgewicht etwa 1857 in 16 (Verhältnis-) Lot(h) unterteilt, wonach eine „zwölflötige“ Silberlegierung 12/16 =3/4 0der 75 % des Gewichts Silber und 25 % anderes Material (meist Kupfer) enthielt. Das deutsche Verhältnismass Lot(h) wurde dann im Deutschen Reich endgültig durch das französische Verhältnismass Promille (Tausendstel) abgelöst.

Anno 1644 wurden der Gesellschaft zwei Schalenbecher geschenkt. Im Inventar wurden diese mit folgenden Worten vermerkt. „Zwei Schalenbecher darin Männlein“, 35,5 Loth = 520 Gramm wiegend. Die Donatoren sind unbekannt, ebenso die Bezeichnung. Es könnten Schildhalter oder Rebleute gewesen sein. Die Schalen sind noch im Inventar von 1760 vermerkt. Es folgt dann noch ein Vermerkt, dass diese noch vor 1770 für anderes Silber umgetauscht wurden.

Um 1650 wird ein vergoldeter Kelchbecher mit einem Gewicht von 17 Loth = 250 Gramm vermerkt, welcher ein Kaspar A. Saxer oder Sachser geschenkt hat. Im Jahre 1668 wurde dieser Ratsherr. Dieses Stück ist nicht mehr vorhanden. Über den Verbleib finden sich keine Notizen.

Anno 1670 schenkte Obristmeister Göbelin einen kleinen Kelchbecher mit 11,5 Loth = 170 Gramm Gewicht. Obristmeister Johannes Göbelin war auch Mitstifter des Löwenbechers. Auch über den Verbleib dieses Bechers ist kein Vermerk vorhanden.

Im Rechnungsbuch von 1679 wird ein mit Wappen geschmückter Trübelbecher vermerkt. Dieser wurde von der Gesellschaft beim Goldschmied Christoph Beck (1631 – 1696) bestellt. Der Becher hatte ein Gewicht von 81 Loth = 1190 Gramm. Der Goldschmied erhielt zur Anfertigung des Trübelbechers 2 Becher sowie 12 Silberlöffel im Gesamtgewicht von 700 Gramm. Leider ist auch dieser Becher verschwunden. Man hätte ihn ohne Zweifel in prächtiger Art und Weise neben den Löwenbecher stellen können. Denn Beck war ein hervorragender Künstler, welcher auch die Meisterkränze der Hausgenossen, der Spinnwettern, der Rebleute und Schmiede verfertigte.

Im Jahre 1694 wurden 18 Sesterbecher mit vergoldetem Mundstück mit einem Totalgewicht von 144 Loth = 2110 Gramm an den Goldschmied Rudolf Huber verkauft. Diese Becher wurden während dem 17. Jahrhundert durch Vorgesetzte und Irtenmeister der Gesellschaft geschenkt. Darüber existiert jedoch kein Verzeichnis. Der Erlös wurde für eine steinerne Treppe verwendet, welche im Gesellschaftshaus eingebaut wurde.

1707 schenkte Obristmeister Johann Dietschy anlässlich seines Austrittes aus der Gesellschaft zum Rebhaus einen kleinen Kelchbecher von 13,5 Loth = 200 Gramm.

Im gleichen Jahr schenkte Herr Hans Jakob Fäsch, Amtmann beim Bläsitor wohnend nach 31 Jahren Vorstandstätigkeit einen vergoldeten Schalenbecher im Gewicht von 31,5 Loth = 470 Gramm. Nach einer Bemerkung im Rechnungsbuch, welche nach 1760 eingetragen wurde, ist dieser Becher gegen andere Silbersachen eingetauscht worden.

1708 wurde von unbekannten Donatoren ein silbervergoldeter Meisterkranz geschenkt. Zu dieser Zeit sassen gemäss Rechnungsbuch, Obristmeister Johann Dietschy und Mitmeister Ludwig König im Vorstand. Der Meisterkranz wog 41 Loth = 600 Gramm. Ein Protokoll aus jener Zeit ist nicht vorhanden, dagegen steht im Rechnungsbuch von 1650 – 1729 zusätzlich zum obigen Vermerk:

„Item ist der Obrist Meisterkranz gemacht worden, wiegt 41 Loth.“

Dazu lieferte die Gesellschaft zum Rebhaus 3 silberne Becher, die im Gesamtgewicht 42 Loth wogen. Der Meisterkranz wurde vom Goldschmied Hans-Jakob Burckhardt I (1664 – 1731), Sohn des Grossrates Hieronymus Burckhardt, angefertigt. Leider ist dieser Meisterkranz nicht mehr vorhanden. Er wurde letztmals im Inventar von 1782 aufgeführt.

1752 wurde eine silberne Grenadierfigur mit einem Glasbecher auf dem Kopf geschenkt. Dies war ein Geschenk von Mitmeister Joh. Rudolf Wenk, Handelsmann, gest. 1794. Das Gewicht und die Grösse sowie eine nähere Beschreibung fehlen. Ebenso ist keine Marke vom Goldschmied erwähnt. Der Pokal ist im Inventar von 1782 noch aufgeführt, er ist jedoch nicht mehr vorhanden.

Zum Tafelservice das der Stubenverwalter in Gewahrsam hielt, gehörten die verschiedenen Sorten Löffel, Messer, Gabeln sowie die Salzbüchslein. Mitmeister Elias Rosenmund und der Schreiber Niklaus Bulacher schenkten nach 1693 zwei Stück von den Letzteren der Gesellschaft. 1755 kam ein drittes Stück dazu. An anderen Silbersachen waren in jenem Jahre folgende Besteckstücke vorhanden: 49 Löffel in diversen Grössen, 24 Messer und 24 Gabeln. Genaue Angaben nennt das Inventar von 1770 nicht. Es gibt nur einen Vermerk aus den Jahren 1733 – 1768, 10 grosse Servierlöffel, 1705 – 1770, 60 Esslöffel, 33 Messer mit 33 Gabeln, welche das Wappen und den Namen der Donatoren  enthielten. Gemäss Inventar war der Bestand im Jahre 1712, 82 Löffel, 41 Gabeln und 39 Messer. Die Zahl hatte sich durch die Geschenke der Irtenmeister erhöht. Im Jahre 1784 wurden dem Goldschmied, Namen nicht bekannt, 3 Salzbüchslein, 18 Gabeln, 18 Messer sowie 26 Löffel zum Umformen übergeben. Der Graveur Ulrich Samson versah die umgeformten Stücke mit dem Rebmesser. Einzelne Stücke davon sind noch heute im Hist. Museum Basel deponiert.


Erwin Hensch, E. Gesellschaft zum Greifen

Quellennachweis: Staatsarchiv Basel-Stadt  Zunftarchiv A 13


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